Seit mehr als einem Jahr leben wir nun in der Pandemie. Genauso lange dauert mittlerweile auch der Einsatz des Weißen Kreuzes gegen das Coronavirus. Die warme Jahreszeit, eine voranschreitende Impfkampagne und ein niederschwelliges Testangebot geben Anlass zu Zuversicht und sorgen für Licht am Ende des Tunnels.
War es nach Ausbruch der Pandemie vor allem der Einsatz im Rettungsdienst, der das Weiße Kreuz forderte, so ist der Verein in den weiteren Monaten an den Herausforderungen gewachsen. Innerhalb kürzester Zeit wurden unterstützende Dienste ins Leben gerufen, um der verunsicherten Bevölkerung zu helfen. Einkaufsdienste für Kranke und Risikogruppen, Essen auf Rädern für Senioren oder Assistenz in den Seniorenwohnheimen gehörten zu den neuen Diensten des Weißen Kreuzes. Über Wochen und Monate wurden solche Angebote gewährleistet und weiterentwickelt. So konnten bis zum Ende der ersten Pandemiewelle knapp 1.500 Einkäufe im ganzen Land durchgeführt werden, kostenlos, wohlgemerkt; immer unbürokratisch, flexibel und ausschließlich von Freiwilligen durchgeführt.
Das Ganze war eine nicht zu unterschätzende Zusatzaufgabe. Immerhin standen während der Akutphase der Pandemie über 150 Infektionseinsätze im Rettungsdienst und Krankentransport täglich auf dem Arbeitsprogramm. Aufgrund der Sicherheitsmaßnahmen und Hygienevorgaben beansprucht jeder dieser Spezialtransporte das Dreifache an Zeit im Vergleich mit einem normalen Einsatz. Hinzu kommen die körperliche und psychische Belastung der Mitarbeiter aufgrund der Schutzausrüstung.
Betreuung in Isolation: Führung der Quarantänestationen
Ein besonderer Auftrag ergab sich durch die Führung der beiden Quarantänestationen in Gossensaß und in Sarns. Im engen Zusammenspiel mit der Agentur für Bevölkerungsschutz und dem Sanitätsbetrieb wurden dort bis zu 100 coronapositive Personen betreut. Allen voran die Grenzkontrolle am Brenner ab Mitte Februar sorgten für zusätzliche Auslastung dieser Einrichtungen, da viele Lkw-Fahrer nach einem positiven Testergebnis in Quarantäne gesetzt und dort untergebracht wurden. Für Mitarbeiter des Weißen Kreuzes – in erster Linie der Sektion Zivilschutz – war es stets ein Anliegen, diese schwierige Zeit für alle Bewohner der Quarantänestationen so angenehm wie möglich zu gestalten. Die Rückmeldungen waren durch die Bank sehr positiv.
Testen für mehr Sicherheit
Mit „Südtirol testet“ wurde im November 2020 eine große Testoffensive im ganzen Land ein geleitet. Dabei stellte sich der Massentest vom 20. bis zum 22. November 2020 als großer Akt des Zusammenhalts und der Solidarität heraus. Über 360.000 Personen nahmen daran teil. Und an vorderster Front waren etwa 350 Freiwillige des Weißen Kreuzes, welche die Koordination der mehr als 200 Teststationen übernommen hatten. In den kommenden Monaten folgte dann der Aufbau zahlreicher Teststationen in allen Teilen des Landes.
Um Präsenzunterricht zu gewährleisten, wurden das Projekt der Nasenflügeltest an Südtirols Schulen ins Leben gerufen. Auch hier engagierte sich das Weiße Kreuz maßgeblich, um die Südtiroler Familien zu entlasten und das Bildungswesen in der Pandemie bestmöglich zu stützen. Mehr als 800 freiwillige Sanitäter begleiteten über zwei Monaten hinweg Grund-, Mittel- und Oberschulen aller drei Sprachgruppen. Bei insgesamt 412 Schulbesuche wurden Lehrpersonen und Verwaltungspersonal eingeschult und persönlich begleitet.
Die Rückmeldungen dazu waren besser als vielerorts vermutet. Denn der öffentliche Diskurs um die sogenannten Nasenbohrertests berührte die Schüler kaum. Die niederschwellige Testmöglichkeit war innerhalb weniger Wochen routiniert im Schulalltag integriert und die Schüler schätzten den Präsenzunterricht. Die Zusammenarbeit mit dem unterrichtenden Personal und den Schulverwaltungen war angenehm und von hoher Professionalität gekennzeichnet.
Durch Impfung zurück in die Normalität
Eine maßgebliche Rolle spielt das Weiße Kreuz auch bei der laufenden Impfkampagne. Dabei ist das Aufgabenfeld breit und reicht über die aktive Mitgestaltung in den Entscheidungsgremien bis hin zu Auslieferung von Impfstoffen und Sanitätsmaterial sowie Ordnungsdiensten in den verschiedenen Impfstationen.
Parallel dazu wurden ab Mitte April zusätzliche Teststationen im ganzen Land aufgebaut um mithilfe der zügigen Nasenflügeltests die grünen Bescheinigungen (CoronaPass) auszustellen. Auch bei diesem langfristig angelegten Projekt hat der Landesrettungsverein weite Bereiche der Logistik übernommen und zeichnet sich für die Ausbildung des Test- und Verwaltungspersonals in den Gemeinden verantwortlich.
Für das Weiße Kreuz schließt sich damit ein bedeutender Kreis. Von den anfänglichen Sofortmaßnahmen, die von der notfallmedizinischen Versorgung bis hin zu sozialen Unterstützungsdiensten reichten, folgten die Schritte hin zur aktiven Präventionsarbeit und Pandemiebekämpfung. Dem Landesrettungsverein ist in der Coronakrise die Weiterentwicklung hin zur dynamischen und breit aufgestellten Hilfsorganisation gelungen. Für die Vereinsspitze eine wertvolle Wandlung, die letzthin immer den Schutz und die Unterstützung der Südtiroler Bevölkerung im Fokus hat.